Zurück zum Blog Enjoy yourself, man. 04.04.2016 - Bericht von Dani

And Union hat es gesagt und wir von Bierpedia haben es befolgt – wir haben genossen: und zwar jede Menge neuer Biersorten, interessanter Interpretationen althergebrauter Gerstensäfte und das wunderbare Frühlingswetter in Frankfurt. Auf dem Craft Beer Festival, das am ersten Aprilwochenende auf dem Campus der Goethe Universität im Westend stattfand, waren wir absolut in unserem Element: Bier, Bier und noch mehr Bier! Aber nicht nur herkömmliche Sorten wie Weizen, Pils oder Alt waren vertreten, es gab so viel mehr zu entdecken. Denn das ist die Philosophie der neuen Craft Beer Szene – aus Alt mach Neu, Anders, Besser!

Nach einem recht klassischen Einstieg mit Zwickl, Alt, Rotbier und einem sehr dunklen Porter führte uns unser Weg zur Vulkan-Brauerei aus der Eiffel. Diese sorgte für das erste Wow-Erlebnis des Tages. Wir probierten einen Doppelbock, der 6 Monate lang im tiefsten Bierkeller der Welt in amerikanischen Bourbon-Fässern reifen durfte! Was soll ich noch sagen?! Woow!! Schon im Geruch manifestierte sich eine starke Vanillenote, die sich sehr gut mit dem süßlichen Bockaroma vertrug. Wie für Bockbiere üblich, hat auch der Bourbon Barrel Doppelbock einen erhöhten Alkoholgehalt (nämlich starke 8.8%), den man aber tatsächlich nicht schmeckte. „Das merkt man dann erst später“, kommentierte der Vulkan-Vertreter zwinkernd. Schon leicht angeheitert zogen wir weiter. Sehr weit kamen wir allerdings nicht – neben Vulkan hatte sich die Welde Brauerei aufgestellt und lockte mit einer recht unbekannten deutschen Bierspezialität. Daran konnten wir von Bierpedia natürlich nicht vorbeigehen! Also testeten wir hier das Welde Badisch Gose, das sich ebenfalls als erfrischend anders herausstellte (mehr könnt Ihr im Bier-Kommentar lesen!).

Danach wurde es dann auch schon Zeit für unser Spiegelau-Biertasting, bei dem uns ausführlich die Wichtigkeit adäquater Gläser für verschiedenen Biersorten erläutert wurde. Zum Vergleich standen vier unterschiedliche Biergläser bereit, die in speziellen Workshops bei Spiegelau für bestimmte Biere entwickelt wurden. So lernten wir, dass es vor allem auf die Glasstärke (immer besser dünnes Glas, da das Bier so länger kalt bleibt – kaum zu glauben, aber wahr!) und den gelaserten Rand (keinen Rollrand wie bei herkömmlichen Gläsern!) ankommt. Wir verglichen Geruch und Geschmack jeweils eines IPAs, eines belgischen Witbieres und eines Chocolate Stout von Rouge in einem normalen Glas (400gr, Rollrand, hat jeder schonmal Bier draus getrunken) und dem entsprechenden Kristallglas von Spiegelau (200gr, gelaserter Rand, individuell angepasste Form). Und erstaunlicher Weise war der Unterschied – vor allem des Geruches – enorm! Die vielseitigen Aromen jedes einzelnen Bieres entfalteten sich in den Spiegelaugläsern viel differenzierter und breiter als in dem herkömmlichen Glas! Auch das Trinkgefühl schon beim Ansetzen an den Mund war ein gänzlich anderes. Das Bier trifft bei den Spiegelaugläsern nicht erst in der Mitte oder gar am Ende der Zunge auf, sondern fließt direkt über die Zungenspitze in die Mundhöhle. So können sich die verschiedenen Aromen wunderbar entfalten. Es überraschte uns doch sehr, was das richtige Glas ausmachen kann – nicht nur bei Wein, sondern offensichtlich auch bei Bier. Also: neue Biergläser her, Freunde!

Nach diesen außerordentlichen Erkenntnissen war erstmal eine kleine Pause fällig, die wir auf der Dachterasse in der Sonne genossen. Dort gesellte sich die Glasfachfrau zu uns, die uns vorher in die Geheimnisse guter Gläser eingewiesen hatte und wir unterhielten uns noch angeregt über Dies und Das. Gestärkt durch Entspannung, gute Gespräche, einen Burrito und einen Burger ging es dann in die zweite aktive Test-Phase. Als erstes zog die kanadische Steamworks Brauerei unser Augenmerk auf sich. Mit außergewöhnlichem Design und Artwork sowie vielversprechenden Biernamen zog sie uns direkt in ihren Bann. Sich zwischen Jasmine IPA, White Angel IPA, einem Killer Cucumber Ale oder dem Pumpkin Ale und vielen mehr zu entscheiden, stellte uns vor eine große Herausforderung. Letztendlich entschieden wir uns dann für das Bio-Gurken-Bier mit dem grünen Orca auf der Flasche und das Heroica Red Ale, weil es so schön heldenhaft klingt. Obwohl wir nicht gedacht hätten, dass Gurken noch in andere Getränke außer Gin-Tonics passen, wurden wir hier eines Besseren belehrt. Erfrischend spritzig und leicht schmeckte uns das Cucumber Ale überraschend gut. Auch das Heroica versprach nicht zu viel mit seinem epischen Titel. Wenn auch weniger besonders, sondern eher klassisch, überzeugte es uns dennoch durch seine solide Komposition. Offensichtlich können diese Kanadier nicht nur mit Ahorn umgehen…

Doch unser persönlicher Favorit des Tages wurde eine hippe, in Bayern produzierende Gypsy-Brauerei. Wir probierten uns langsam aber stetig durch ihr ganzes Sortiment und wurden nicht einmal enttäuscht. Nicht nur das lässig-simple Design der Flaschen, auch die einprägsamen Namen gefielen uns auf Anhieb. Die ungefilterten Biere dieser Brauerei, die nur mit kleinen, lokalen Familienunternehmen in Deutschland zusammenarbeitet, bieten jedem Geschmack das passende Getränk! Die Biere sind süffig, fruchtig und allesamt sehr stimmig, was uns vollkommen überzeugte. Am besten gefiel uns das Summer – ein angenehm leichtes, trotzdem wunderbar vollmundiges Weizen, das Lust auf Sonne macht! Leider kann man diese Manifeste der Braukunst noch nicht überall in Deutschland erstehen, genauer gesagt nur bei ausgewählten Vertriebspartnern (z.B. dem naïv Store in Frankfurt). Dafür exportieren sie großflächig in Südafrika, Irland, England und China. Wir können das nur allzu gut nachvollziehen und hoffen, dass unsere Testkollegen uns in unserem Urteil demnächst bestätigen werden. Wir jedenfalls sind begeistert von And Union!

Insgesamt war der Tag auf dem Craft Beer Festival ganz klar ein voller Erfolg für uns. Nicht nur, dass wir die Chance bekamen, die unterschiedlichsten Biersorten der verschiedensten Brauereien (kleiner, alteingesessener, ausländischer und regionaler, verrückter und klassischer,…) zu probieren, wir erfuhren auch allerhand Interessantes über Bier an sich, Biergläser im Speziellen und konnten uns vielseitig austauschen – mit Brau-Profis, Bierliebhabern und Glasspezialisten. Für alle, die sich ebenso für das flüssige Brot in seinen mannigfaltigen Arten interessieren wie wir, ist so eine Sache absolut und uneingeschränkt lohnenswert! Insofern bleibt uns jetzt nur noch zu sagen: Prost und Ende!