Ich mag norddeutsche Biere. Egal, ob sie aus einer kleinen Hausbrauerei in Dammnähe oder aus der gigantischen Brauerei in Bremen stammen. Sie alle haben diese einzigartige norddeutsche Note. Diese Spur zusätzlichen Hopfens, die sie herber und individueller macht, als die meisten Anderen aus dem Rest der Republik. An der Küste, mit einer steifen Brise um die Nase schmecken diese herben Biere noch besser. Eine Brauerei aus Ostfriesland bringt diesen Fakt mit ihrem Werbespruch auf den Punkt: „Wie das Land so das Jever – Friesisch Herb“. Ein Grund mehr, sich diese Brauerei mal aus der Nähe anzuschauen.
Jever gehört inzwischen zur Radeberger Gruppe. Für viele bedeutet das, dass eine Marke ihre Seele verkauft hat. Aber man kann auch sagen, dass Jever überlebt hat. Ein Pilsener, dass seinen eigenen Charakter hat und dennoch beim Konzert der großen deutschen Marken mitspielen kann. Vielleicht nicht bei den ganz großen, aber schon respektabel. Trotzdem steht die Brauerei noch in dem kleinen ostfriesischen Dorf von dem aus man nach 15 minütiger Autofahrt an der Nordsee ist.
Hier wird von Montag bis Freitag das Bier mit dem grün-goldenen Logo gebraut. Am Wochenende ist Pause. Blöd für uns, die wir uns den Betrieb an einem Samstag ansehen wollten. Aber der gemeine Ostfriese hat eben immer ein Ass im Ärmel. So gab es eine Führung durch das historische Brauhaus von Jever. Also den Ort, an dem früher das Bier hergestellt wurde.
Hier zeigte die enthusiaistische Führerin uns, welche Schritte beim Brauen notwendig sind. Zunächst wurde erklärt, wie die Rohstoffe auf das Brauen vorbereitet wurden. Dabei durfte am Hopfen geschnüffelt und Gerste probiert werden.
Diese Rohstoffe wurden dann beim Würzekochen verwendet um sie in das Getränk zu verwandeln, um das es auf dieser Seite hauptsächlich geht. Wir erhielten Einblick in den ehemaligen „Kochtopf“ der Brauerei. Dieser war für heutige Verhältnisse nicht besonders groß.
Dann ging es an die nächsten handwerklichen Arbeitsschritte. Immer wieder wurde dabei der Bogen zur heutigen industriellen Entwicklung geschlagen. Doch gerade die Schilderungen über das, was früher notwendig war, um ein Bier herzustellen, machte den Reiz des Ganzen aus. So zeigte man uns den Lagerkeller in dem früher Eis und nicht Unmengen von Bier aufbewart wurden. Kühl ging es weiter. Denn als nächstes wurde präsentiert, wie das Bier nach dem Würzekochen auf Lagertemperatur gebracht wurde. Es handelte sich um ein großes, Wasserfallähnliches Gerät mit mehreren Kupferstangen. In diesen Kupferstangen befand sich kühles Wasser, das, das Bier sanft abkühlen sollte. Anschließend wurde es in Holzfässer gefüllt. Diese waren auf der Innenseite mit einer Pechschicht überzogen, um sie dicht zu machen. Manchmal löste sich jedoch etwas von dieser Schicht und landete in der Flasche. Wer dies dann in seinem Glas schwimmen sah, hatte im wahrsten Sinne des Wortes „Pech gehabt“. Nach diesem Schritt mussten die Brauer üblicherweise lange warten. Wir nicht!
Es folgte die Veranschaulichung des Abfüllens und der Auslieferung. Wer wollte konnte hier mal ausprobieren, wie früher die Kronkorken auf die Flaschen gepresst wurden. Dabei erfuhren wir auch, warum ein Kronkorken heute nur noch 21 Zacken hat. Nicht zu Umgehen war dann auch eine kleine Werbung in eigener Sache, denn nun stellte die Leiterin uns die gesamte Produktpalette von Jever vor.
Nachdem wir die alte Braustätte verlassen hatten, ging es noch kurz auf den Hof der heutigen Brauerei um den Vergleich zu verdeutlichen. Dann kam es zu einer angenehmeren Werbeveranstaltung. In einem kleinen Gasthaus neben der Brauerei gab es für uns zwei Getränke aus dem Hause Jever. Dabei konnten wir die gewonnen Erkenntnisse gut absacken lassen. Außerdem wurde hier ein spezielles Brot gereicht. Dieses wird von einer Bäckerei in Jever aus den beim Schroten anfallenden Resten hergestellt.