Zurück zum Blog Zu Gast beim deutschen Exportschlager 21.11.2015 - Bericht von Niklas W.

Über 7.000.000 Liter Gerstensaft werden tagtäglich in der „Brauerei Beck GmbH & Co. KG“ produziert und verlassen die Hansestadt Bremen. Als ursprüngliches Exportbier ist das „Beck’s“ in aller Herren Länder so bekannt wie ein bunter Hund. Jedes vierte deutsche Bier, das im Ausland getrunken wird, soll ein Beck’s sein. Auch aus seiner Heimat ist das flüssige Brot mittlerweile – genauer gesagt seit 1949 – nicht mehr wegzudenken.

Als Nils, Julian und mich ein privater Urlaubstrip nach Bremen verschlug, ließen wir es uns als Bierpedia-Bierexperten natürlich nicht nehmen, diesem Biergiganten einen Besuch abzustatten. Unser Weg führte uns entlang der Weser direkt zur Beck’s-Brauerei. Der Anblick der riesigen Produktionsanlagen versetzte uns schon von Weitem ins Staunen und schürte unseren Durst. Beflügelt ging es schnellen Schrittes ins Beck’s und Haake-Beck Besucherzentrum. Der aufmerksame Leser stellt sich an dieser Stelle völlig zu Recht die Frage: „Was bitte hat Haake-Beck mit Beck’s zu tun?“ Die Antwort ist kurz und nüchtern: Seit dem Konzernzusammenschluss 1981 werden diese beiden Biere in derselben Brauerei hergestellt.

Am Ort des Geschehens erhielten wir sogleich orangene Warnwesten. Unsere Gruppe leitete „Jan“, ein junger, lockerer und munterer Mitarbeiter in legerer Arbeitskleidung. Als erstes ging es ins Museum, wo er uns alles über die viele tausend Jahre alte Geschichte des Bieres erzählte. So stießen beispielsweise die Ägypter auf die Urform des edlen Tropfens als sie unfreiwillig halb fertig gebackenes Brot mit Wasser vergären ließen. Mindestens genauso wissenswert ist aber, dass Bierhumpen bis in die Frühmoderne über einen Klappdeckel verfügten. „Früher war es Mode, unliebsamen Menschen Gift ins Bier zu mischen“, erklärte Jan. Bei dieser Information nickten wir drei anerkennend: Früher war ja nicht alles schlecht.

Nachdem auch die grundlegenden Stationen des Brauvorgangs anhand historischer Requisiten und eines modernen Films erklärt wurden, ging es ins Sudhaus. Dort konnten wir die markanten Kessel genau unter die Lupe nehmen. Bierexperten erinnern sich: In diesen Behältern werden aus heißem Wasser sowie geschrotetem Malz die Maische, insbesondere die Würze (der gärfähige Teil), hergestellt. Die Räumlichkeiten, die wir sehen durften, verfügten über echte, traditionelle Kupferkessel und erinnerten auch nach ihrem sonstigen Erscheinungsbild an historische Brauräume. „Produziert wird hier jedoch das Haake-Beck“, klärte uns Jan auf. Die Beck’s-Kessel seien moderner und aufgrund der starken Nachfrage viel größer. Draußen konnten wir dann noch einen Blick auf die riesigen Biertanks werfen, in denen das (Jung-) Bier vier bis sechs Wochen nachgärt und lagert.

Ehe wir schließlich „Ich hab‘ Brand wie ‘ne Klosterziege“ rufen konnten, ging es in den feschen Gastraum der Brauerei. Kaum hatten wir Platz genommen, servierte man uns ein frisch gezapftes Bierchen, jedoch ohne Etikett. Das Ganze war ein Test. Man sollte das Beck’s vom Haake-Beck unterscheiden. Als professionelle Biertester war für uns das Ganze natürlich ein Heimspiel. Das Haake-Beck hat einen sehr hohen Hopfenanteil, sodass der Schaum sehr fest und der Abgang entsprechend herb ist. Entsprechend konnten wir den vorliegenden Gerstensaft einwandfrei als Bremer Lokalbier identifizieren. Auch alle anderen lagen richtig, was vermutlich am ausführlichen Briefing von Jan vor dem Test lag.
Das erste Bier nach Stunden mundete uns vorzüglich. Anschließend wurden uns die drei neuen Biersorten von Beck’s, das 1873 Pils, das Amber Lager und das Pale Ale zum Probieren vorgesetzt. Diese drei Biere standen jedoch deutlich im Schatten des zuvor verzehrten Tropfens. Als Jan die leeren Flaschen abholte, nutzte Julian die Gelegenheit, ihn im Namen von Bierpedia nach seinem Lieblingsbier zu fragen. „Ich mag das Pale Ale sehr, weil es mal kein Pils ist“, erklärte unser Führer daraufhin. Aber auch das Beck’s steht in seiner Gunst sehr hoch, da es die Messlatte für andere Biere darstelle. Aufgrund seines Bekanntheitsgrades bewerte man andere Gerstensäfte anhand von Beck’s.

Am Ende der Brauereitour konnte man dann ein Bier seiner Wahl ordern. Wir entschieden uns unisono für das „Kräusen“ von Haake-Beck. Jan hatte uns diesen edlen Trunk zuvor angepriesen. Bei dem Bier handelt es sich um ein ganz normales Pilsener, bei dem jedoch ein Anteil des hochgärenden Jungbiers zur Nachreife zugesetzt wird. Aufgrund dieser Tatsache soll es sehr gesund und sogleich ebenso wirksam wie Hefetabletten aus der Apotheke sein. „Dann lieber das Kräusen“, dachten wir mit einem seligen Biergrinsen im Gesicht. Alle verköstigten gold-gelben Flüssigkeiten wurden natürlich einem ausführlichen Test im Namen von Bierpedia unterzogen.

Getreu dem Motto „Was gesund ist, schmeckt mir nicht“ enttäuschte uns das Kräusen leider ein wenig. Das Bier bot vergleichsweise wenig Geschmack und roch Nils zufolge sogar nach faulen Eiern. Große Pluspunkte lieferten jedoch die tollen Gläser, in denen der Gerstensaft zu uns gelangte. Bezieht man in seiner Wertung vor allem den gesundheitlichen Aspekt mit ein, ist es dennoch ein ordentliches Bier. Ein sanfter Rauswurf markierte schließlich das Ende unserer Tour durch die Welt des Gerstensaftes.