Zurück zum Blog Auf den Spuren des Pilseners 10.07.2016 - Bericht von Nils

Tschechien, das Vaterland des Bieres. Unsere Tester hat es auf eine Reise durch das Herkunftsland des Pilseners geführt. Dabei ging die Tour unter anderem durch Pilsen und Budweis mit den zwei Top10-Bieren Budweiser Budvar und Pilsener Urquell. Doch was haben die Brauereien zu bieten und warum schmeckt das tschechische Bier so gut? Wir haben den Test gemacht!

Pilsener Urquell – Einen Schritt weiter

Die Pilsener Aktienbrauerei erhebt sich über den Ufern der Mies, direkt neben der Arena des ortsansässigen Fußball-Erstligisten Victoria Pilsen. Über eine geschwungene, architektonisch wertvolle Stahlbrücke gelangt man direkt zum Besucherzentrum der Brauerei. Dort wird der geneigte Biergenießer durch den einladenden Schriftzug „Pilsener Urquell“, einer Installation aus Bierflaschen, begrüßt. Der Empfang ist im Stile einer spätmittelalterlichen Schenke aufgebaut. Die Führung wird in den Sprachen Deutsch, Tschechisch und Englisch angeboten. In der Brauerei herrscht starker Andrang und so bleibt uns nichts anderes über, als uns der englischen Führung anzuschließen, die schon mit rund 40 Teilnehmern zum Start bereitsteht.

So lassen wir uns zunächst von einer Mitarbeiterin mit stark tschechischem Akzent die Geschichte der Brauerei anhand von alten Fotos und Schriftstücken erklären. So ging die Pilsener Aktienbrauerei aus einem Verbund der ortsansässigen vier Großbrauereien hervor, die solch klangvolle Biere wie Gambrinus oder Kozel prägten. Anschließend dürfen wir die zwei alten Braukessel betrachten. An diesen kleinvolumigen Kesseln wird immer noch das Brauereihandwerk an die Gesellen weitergegeben. Diese beiden Stationen befinden sich noch im Besucherzentrum und dienen als nette Einleitung der Tour.

Vor den Toren des eigentlichen Brauereitraktes wartet ein Bus auf unsere Besuchergruppe. Dieser fährt uns durch das Eingangstor und entlang des historischen Wasserturms zur Abfüllungshalle. Insgesamt haben wir so in etwa 100 m zurückgelegt. Am Eingang der Halle ist eine Theke aufgebaut, an der die in der Brauerei hergestellten Getränke präsentiert werden. Zu unserer Überraschung findet sich neben den bereits genannten Bieren auch der Cider Kingswood. Interessant ist, dass sich dieser besonders mit seiner schwedischen Herkunft brüstet. In Tschechien nimmt man es wohl nicht so ernst mit den Werbeaussagen. Die Abfüll- und Reinigungsstraße dürfen wir aus einem Glaskasten entlang der Kopfseite der Halle betrachten. Hier wird das Leergut antransportiert und das Bier abgefüllt. Die Pilsener Aktienbrauerei hat die größte Produktionsleistung in ganz Tschechien. Leider steht die Einrichtung wegen eines Defektes still.

Anschließend werden wir wieder in den Bus verfrachtet und 50 m weiter wieder ausgeladen. An dieser Stelle wartet, ganz im Sinne einer ambitionierten Präsentation, der größte Aufzug Tschechiens (74 Personen Traglast) auf uns. Im ersten Stockwerk des historischen Braugebäudes gelangen wir in den, auch bei deutschen Brauereien beliebten, Videoraum, dieser uns die Kunst des Bierbrauens näherbringen soll. Der Clou: Der Besucher steht auf einer großen, sich langsam drehenden, Plattform. So werden wir unauffällig zu unserer nächsten Station gedreht. Es handelt sich hierbei wieder um einen Showroom, in dem Hopfen, Malz, Wasser und Hefe zum Anfassen bereitstehen. Lediglich die Hefe fehlt, die Anlage ist defekt. Besonders die Wassergrotte und das Weizenfeld sind aufwändig gestaltet und laden den Besucher zum Verweilen ein. Aber da geht es auch schon weiter in das Gärhaus. Die Brauerei verfügt über sechs Gärstrecken. Hier wird die Maische für das allseits beliebte Pilsener Urquell hergestellt. Wir dürfen uns den Komplex von einer erhöhten Besucherplattform aus ansehen. Die Strecken scheinen allerdings stillzustehen, was auch das Fehlen von Personal im Kontrollraum erklärt.

Wo die meisten Räume bisher auf Aufmerksamkeitshascherei ausgelegt waren, so folgt zuletzt das eigentliche Highlight der Besichtigung – der alte Lagerkeller. Über ein ausgeklügeltes System mit schrägen Böden wird aus einer einzigen Kühlkammer heraus der gesamte Komplex auf rund 2-5 °C gekühlt. Früher konnten hier über eine Millionen Hektoliter eingelagert werden. Dementsprechend groß ist auch die Anlage. Außerdem reift und lagert hier immer noch das Verköstigungsbier für die Besucher. Dabei reift das Jungbier in offenen Holzfässern. Verköstigt wird ein kurzgelagertes, ungefiltertes Pilsener Urquell, wie es ansonsten nirgendwo anders erhält ist. Der etwas mildere Geschmack tut dem Bier sehr gut und führt zu einem sehr runden Bouquette.

Mit dieser Verkostung endet auch die Tour. Wir können die Besichtigung, besonders zu einem Preis von gerade mal 4€, mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Der Besucher sollte sich allerdings auf eine nicht an Protz sparende Tour einstellen.

 

Budweiser – Die Industriekultur des Bieres

Auf unserer Tour durch Tschechien besuchen wir ebenfalls die drittgrößte Brauerei des Landes – Budweiser. Die Gesellschaft konnte jüngst einen großen Sieg über den gleichnamigen, amerikanischen Konzern erringen, der fortan sein Bier nur noch unter den Namen Americana (Amerika) und Bud (Europa) vertreiben darf. Die Namensrechte verweilen dennoch bei Budweiser-Mutterkonzern Anheuser Busch, somit ist das letzte Wort in diesem Rosenkrieg sicher noch nicht gesprochen.

Bei Budweiser angekommen erwartet uns eine simple Empfangshalle, mit diversen Filmen, um sich die Wartezeit zu vertreiben. Auch der in Tschechien allseits beliebte Budweiser-Mann, eine Art erwachsenerer Ritter Rost mit Schild und Budweiseremblem, ist hier ausgestellt. Die Besichtigungen werden in diversen Sprachen angeboten, wir entscheiden uns für die deutsche Tour zu einem studentenfreundlichen Tarif von 60 Kronen (etwa 2,20€).

Unserer siebenköpfigen Gruppe steht ein junger Student namens Franz vor, der uns durch die Brauerei führen wird. Nach ein paar Trivia verlassen wir schnell die Eingangshalle und betreten den Innenhof. Markant sind die über und über aufgestapelten Leergutmauern, zwischen denen gerade genug Platz für Laster und Stapler gelassen wurde. Sehr sympathisch, finden wir. Unsere erste Station ist zwischen ebendiesen der Brunnen, aus dem das Brauwasser für Budweiser und das Tochterbier Pardál gewonnen wird. Neben ein paar Details zu diesem, kann es sich unser Guide einen Seitenhieb auf den Namensvetter nicht verkneifen.

Das Werk ist vollständig in Betrieb. Es herrscht reges Treiben auf den Leergutstraßen, während wir unseren Weg zum Gärhaus beschreiten. Nach gerade einmal 86 Stufen erreichen wir den Raum mit den zwei Strecken. Wir können beobachten wie Maische zwischen den zwei Kesseln ausgetauscht wird. Das Subtropische Klima in der Halle kommt den hier aufgestellten Palmen sehr entgegen und sorgt für Urlaubsgefühle. Nicht zu unterschätzen ist die Menge von 1,2 Millionen Hektolitern Bier, die jedes Jahr die Kessel passieren. Lediglich Staropramen und die Marke Pilsener Urquell werden in Tschechien mehr gebraut.

Anschließend geht es auch auf dieser Tour in den Lagerkeller. Im Gegensatz zu den sommerlichen Temperaturen herrschen hier 4°C. Am Ende des Gangs erwartet uns ein Tresen mit einer Auswahl an verschiedenen Malzsorten. Guide Franz wirkt hinter seiner Theke wie ein Verkäufer aus der Fernsehwerbung und rät die Zutaten zu probieren. Zur Verkostung stehen dunkles, stark geröstetes Malz und eine hellere Sorte. Das dunkle Malz schmeckt stark verbrannt. Der Hellere erinnert entfernt an Popcorn und wird uns auch als Snack empfohlen. Auf die Malzverköstigung folgt eine Probe einer ungefilterten Version des berühmten Budvar Pilseners. Wie beim Pilsener Urquell schmeckt das Bier etwas milder als gewohnt, hier fällt dies aber weniger ins Gewicht.

Unsere letzte Station ist auch hier das Highlight. Wir durchqueren die Abfüllung auf dem Wartungssteg. Direkt über und neben den Fließbändern können wir so die Vorgänge hautnah erleben. Einen weiteren Einblick in die Abfüllstraße zeigt unser Video.

Auch diese Führung können wir besten Gewissens empfehlen. So bietet die ungeschönte Art eine gute Abwechslung zu anderen Brauereibesichtigungen.

 

Geheimtipps für den geneigten Tschechienurlauber

Neben den beiden Brauereibesichtigungen haben wir selbstverständlich auch die weitere Bierkultur in Tschechien erforscht. Wir empfehlen zum einen vor der Brauereibesichtigung in Pilsen das Brauereimuseum zu besuchen. Dies ist eine gute Ergänzung zum Führungsprogramm, auch aufgrund der mehr oder weniger durchwachsenen Sprachkenntnisse der Guides.

Das beste Bier auf unserer Reise bot die Klosterbrauerei Klášter mit ihrem dunklen Lagerbier. Mit einer leichten Butternote und überraschend erfrischenden, dunklen Noten setzt sich das Bier für uns an die Spitze der tschechischen Gerstensäfte. Auch das Pilsener aus der Brauerei ist zu empfehlen. Die Biere von Klášter sind nicht als Flaschenbier erhältlich und nur sehr selten vorzufinden. In Prag kann dieses direkt im Kloster Strahov verköstigt werden.

 

Unsere Top-3 der tschechischen Biere:

  1. Klášter Dunkel
  2. Budweiser Budvar
  3. Staropramen Pilsener/ Kozel Dunkel