Zurück zum Blog Spiel mit der Tradition (Beck’s 1873 Pils) 30.08.2015 - Review von Moe

Kaum ein anderes Getränk ist international so traditionsreich wie Bier. Es ist sowohl Ländersache als auch Kulturgut und in Deutschland angereichert mit legendären Traditionen wie dem Deutschen Reinheitsgebot. Viele Firmen berufen sich verständlicherweise auf diesen Mythos. Solange die Ergebnisse wie das 1873 Pils von Beck’s schmecken, nimmt man das gern in Kauf.

Ein kürzlicher Besuch des Bierpedia-Teams in der Krombacher-Brauerei hat neben der Kundenfreundlichkeit vor allem Eins vor Augen geführt: Die großen Firmen setzen auf ihre Vergangenheit. Und während einige kleine Brauereien wie die des Bergmann-Biers aus Dortmund dabei mehr als sympathisch rüber kommen, möchte man den größten Unternehmen schon vorwerfen, ihr Image bis zum Erbrechen kommerziell auszuschlachten. Dabei verkaufen sie sich und ihr Produkt fast schon in einer Weise, als seien sie Heilige und ihre Firma mehr als nur ein gut laufendes Unternehmen. Dass Bier nach dem Reinheitsgebot gebraut wird beispielsweise, sollte heutzutage nichts Besonderes mehr sein (Ich liebe dich aus anderen Gründen, Krombacher!). Es dreht sich also alles um Tradition und Nostalgie.

Auch der letzte Streich von Beck’s bedient die Legende eigener Tradition. Neben einem Lager (inspiriert von Australien) und einem Ale (inspiriert von England) sticht vor allem das 1873 Pils heraus, das von der Gründung der eigenen Brauerei 1873 (damals Kaiser-Brauerei Beck & Co) inspiriert worden ist. Auf den Bieren stehen Informationen zu Stammwürze und Aroma, die Produkte orientieren sich offensichtlich an Bierliebhaber, nicht an Partygänger. Diese Premiumprodukte sind daher auch preislich höher angesiedelt als das gewöhnliche Segment.

Vor allem das Pils macht eine erstaunlich gute Figur. Im Vergleich zum normalen Beck’s hat es einen Alkoholgehalt von 6 statt 4,9 Prozent und schmeckt besonders vollmundig und herb. Trotz der Phrasen wie „traditionell frisch“ und der vielsagenden „Hopfennote: Tradition“ kann und sollte man dieses Pils allein schon für seinen Geschmack genießen. Zwar stößt die Vorschlaghammer-Image-Pflege der großen Brauereien schon übel auf, Ideenlosigkeit bei der Entwicklung kann man ihnen aber nicht vorwerfen. Und vielleicht bin auch ich etwas geblendet von der traditionsreichen Geschichte der Brauerei und deshalb so wild auf das Pils, während die anderen Sorten mich eher kalt gelassen haben. Wie dem auch sei: Prost!

Mehr dazu: www.Becks.de